Haltestelle Ottaviano

Bis ich Dich sehe, glaube ich nicht daran, dass wir uns gleich hier treffen. Wie oft: ich bin zu früh dran. Ich halte mich, halte mich am Schreiben fest, am Sehen. Nicht zu sehr, nicht zu weit weg. Das Rostrot des Geländers. Der Lack blättert an einigen Stellen ab. Darunter ist die Farbe dunkel, schwarz. Der Stein der Balustrade dagegen ist hell, die Treppen und der Bürgersteig dunkel. Es weht ein leichter, ein guter Wind. Das M ist weiß in dem roten U-Bahnschild. Dieses Rot ist dunkler als das Rot meines Kleides. Keine Wolke am Himmel. Da ist auch ein gelbes M, das von McDonalds. Die Häuser drumherum: gelb mit braunen Fensterläden oder dunkelgelb mit olivgrün. Ein rosa Gebäude mit hellblauen Fensterläden. Ich weiß nicht, was ich tun soll. Sicher, ich versuche zu atmen. Ich habe Angst auf der Stelle in Tränen auszubrechen. Eine Taube. Die Platanen. Auch wenn ich nicht sprechen kann, auch wenn mich die gesprochenen Worte verlassen sollten, werde ich mich immer wieder im Schreiben finden. Alles ist so wie es sein sollte. Ich bin aufgeregt, nervös, aufgeregt. Und ich lasse es so sein. Auch die Anfangsverlegenheit werden wir überwinden, Du und ich.

Und dann habe ich den Stift und das Notizbuch in meine grüne Tasche zurückgelegt und habe mich umgedreht. Ich stand neben der Ampel als Du die Straße überquert hast. Ich fand Dich wunderschön. Du hast mich lange und herzlich umarmt, Du hast Dich etwas zu mir heruntergebeugt. Dann hast Du mich gefragt: wie geht’s? Und ich habe Dir geantwortet: gut. Ich kannte noch nicht dieses römische ‘insomma’ (na also..), das Du mir später beigebracht hast. Und um Dir von meinen Unsicherheiten zu erzählen, von meinem Schauen und Schreiben, würde es noch Zeit geben, eines Tages. Erstmal sind wir zusammen losgegangen.